Den Markt schlagen durch aktives Investieren? So gut sind deine Chancen wirklich.

Letztens bin ich auf Youtubeauf einen Kommentar gestoßen. Dieser lautete in etwa so: „Durch die Auswahl von Einzelaktien kann ich besser als ETF-Anleger abschneiden. Die Analysen die ich durchführe sind fundamental begründet, ich investiere viel Zeit in die Recherche und achte auf die Business Modelle der Unternehmen. Außerdem habe ich schon ein Jahr lang eine bessere Rendite als der MSCI World.“

Dieser Kommentar hat mich zu diesem Artikel inspiriert. Und gleich vorab: Ja, der Markt kann geschlagen werden, das zeigen ja viele große Investoren-Legenden wie Peter Lynch oder Warren Buffet. Aber: Gilt das denn auch für dich und mich als „Otto Normalanleger“? Und ist nicht die relevantere Frage für die meisten Privatanleger,  mit welcher Wahrscheinlichkeit der Markt geschlagen werden kann?

Um diese Frage zu beantworten werfen wir heute einen Blick auf über 30.000 Portfolios von Privatanlegern und (angehenden) professionellen Klein-Fonds-Managern und werten diese aus! Dazu analysiere ich für euch die frei zugänglichen Daten von Wikifolio, einer bekannten Plattform für „Social Trading“. Auf geht’s!

Hinweis: Ich nutze dabei lediglich die über die Suchengine von Wikifolio verfügbaren Daten für meine Ausführungen und Analysen. Ich habe keinerlei Geschäftsbeziehung mit Wikifolio. Auch möchte ich weder die Plattform, Marke oder das Geschäftsmodell von Wikifolio kritisieren. Bitte berücksichtigt das beim Kommentieren.

1) Die Herausforderer auf Wikifolio: 30.000 Privatanleger & Klein-Fonds-Manager

Auf Wikifolio setzen tausende Privatanleger als auch (semi-)professionelle Klein-Fonds-Manager und Trader Ihre Strategien um, die dann von anderen Anlegern durch Zertifikate zum Investieren genutzt werden können. Von Dividendenstrategien und Länderstrategien über Sektoren- und Branchenstrategien bis hin zu Sentiment-, Devisen- und Trading-Strategien ist alles dabei. Sogar das „Schwaben-Portfolio“ und die „Zukunft des Internets“ ist vertreten. Details zur Funktionsweise findet Ihr auf der Website von wikifolio.

Wichtig für uns in dieser Analyse ist: Zu jedem Wikifolio kann online die Performance eingesehen werden, für einige Wikifolios sogar zurück bis ins Jahr 2012. Es ist außerdem über die Suchfunktion möglich zu analysieren, wie gut die alten Portfolios nach 1, 3 oder 5 Jahren abgeschnitten haben. Perfekte Bedingungen für unsere nachfolgende Analyse, die wir zum Stichtag vom 08.04.2022 auswerten werden.

Folgende Anzahl an Portfolios werden wir analysieren:

Gesamt verfügbare Wikifolios Davon Wikifolios älter als 3 Jahre Davon Wikifolios älter als 5 Jahre Davon Wikifolios älter als 10 Jahre
30.369
15.533
9.552
162 (Erstellungsdatum von 09.12.2011 bis 30.06.2012)

Achtung: Wie viele Datensätze aufgrund von auflösen der Portfolios, Löschen von Nutzerkonten und anderen Gründen nicht mehr angezeigt werden, ist mir nicht bekannt. Es gibt also eventuell eine Dunkelziffer von aufgegebenen Portfolios, die nicht mit-analysiert wird. Gleichzeitig sind teilweise auch Rohstoff-Futures, Optionen und andere Vehikel bzw. Assets in den aufgelisteten wikifolios enthalten. Diese „Mischportfolios“ werden in der Analyse nicht explizit ausgeschlossen, sondern ebenso gegen die Benchmark geprüft

2) Die Benchmark: SPDR MSCI ACWI & ISHARES MSCI WORLD

Unsere Herausforderer von Wikifolio müssen in dieser Analyse gegen zwei bekannte ETFs antreten:

  • SPDR MSCI ACWI UCITS ETF –  A1JJTC: Ein thesaurierender ETF auf den Index MSCI ACWI – also inklusive Emerging Markets
  • iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc) –  A0RPWH: Ein thesaurierender ETF auf den Index MSCI World, also ohne Emerging Markets

Stichtag für die Performance der Benchmarks ist der 08.04.2022. Hier ein kleiner Chart zu diesen 2 ETFs von justETF.com:

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Die 2 Benchmark-ETFs um den Markt zu schlagen: SPDR MSCI ACWI und iShares Core MSCI World

Beide ETFs können für eine einfache, extrem günstige, weltweite 1-ETF-Strategie genutzt werden. Die TER ist im ETF-Kurs verrechnet, die Anlagekosten sind praktisch auf 0% pro Jahr gesetzt. Es entstehen dadurch so gut wie keine Kosten, wenn ihr diese ETFs z.B. als Sparplan bei Depotanbietern wie Scalable Capital*, Trade Republic*, der ING* oder der DKB* bespart. Einfacher kann man meiner Meinung nach nicht in weltweite Aktien investieren. (Ein anderer guter ETF wäre z.B. auch der Vanguard FTSE All World. Allerdings haben wir hierzu nicht so eine lange Historie verfügbar für die heutige Analyse).

Im Gegensatz dazu sind aktive Strategien meist teurer. Auf der Platform Wikifolio entstehen z.B. Kosten für dich als Anleger in ein gemenagtes Wikifolio-Zertifikat – aber auch bei eigener Umsetzung entstehen dir für aktive Strategien mehr Handelskosten, als bei einer simplen ETF-Strategie. Ich setze daher für aktive Trader „Strategie-Kosten“ an, die ca. den Kosten der wikifolio-Platform entsprechen. Für die Analyse liegen die Kosten nach 3 Jahren bei 5%, nach 5 Jahren bei 7,5% und nach 10 Jahren bei 14%. Diese Prozentsätze werden der Benchmark-Performance hinzugefügt, da die aktive Strategie Ihre Mehrkosten erst einmal wieder hereinholen muss, um die Benchmark auch wirklich zu schlagen. Steuern und weitere Kostenpunkte sind bei beiden Anlagestilen nicht extra berücksichtigt.

Die Herausforderer von Wikifolio müssen sich damit den folgenden 4 „Messlatten“ für diese 2 Benchmark-ETFs über 3, 5 und 10 Jahre hinweg stellen:

BENCHMARK BESCHREIBUNG
MESSLATTE 1
Es werden nur wikifolios gezählt, die den Markt über den gewählten Gesamtzeitraum schlagen, also eine höhere Gesamtrendite erzielen. Es werden keine Kosten berücksichtigt
MESSLATTE 2
Es werden nur wikifolios gezählt, die den Markt PLUS KOSTENAUFSCHLAG über den gewählten Gesamtzeitraum schlagen. Das Wikifolio holt also sämtliche Mehrkosten wieder rein.
MESSLATTE 3
Es werden nur wikifolios gezählt, die den Markt über den gewählten Gesamtzeitraum schlagen UND welche auch in den Vorjahren die historische Performance des Marktes über 1, 3 oder 5 Jahre hinweg konsistent geschlagen haben. Dadurch beweist das wikifolio, dass es KONSISTENT den breiten Markt schlagen kann. Das beweist also eher "Können" und nicht nur reines Glück. Es werden keine Kosten berücksichtigt.
MESSLATTE 4
Es werden nur wikifolios gezählt, die den Markt PLUS KOSTENAUFSCHLAG über den gewählten Gesamtzeitraum schlagen UND welche auch in den Vorjahren die historische Performance des Marktes über 1, 3 oder 5 Jahre hinweg konsistent geschlagen haben. Dadurch beweist das wikifolio, dass es 1. KONSISTENT den breiten Markt schlagen kann und 2. dass es die verursachten Mehrkosten seiner Strategie wieder reinholt.

Messlatte 2 und 4 sind für unsere Analyse am interessantesten, da dort die Kosten berücksichtigt sind.  Damit wird sozusagen das „Endergebnis“ repräsentiert, das für dich als Privatanleger zählt: die finale Performance, die du dann im eigenen Geldbeutel/Depot bemerkst.

Hier findest du also die zu schlagende Benchmark für beide ETFs, jeweils nach 1, 3, 5 und 10 Jahren:

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Benchmark: 4 Messlatten für die untersuchten Wikifolios, um den Markt (MSCI WORLD / MSCI ACWI) zu schlagen

3) Die Ergebnisse: Wer besiegt den Markt?

Bevor wir in die Ergebnisse abtauchen noch abschließend 3 wichtige Bemerkungen zu den nachfolgenden Ergebnissen:

  • Es wird nicht auf die Volatilität geprüft, d.h. „Absicherungsstrategien“ oder „Risikostrategien“ werden nicht unterschieden. Das Ausmaß der Schwankungen der Wikifolios wird nicht berücksichtigt, nur die Gesamtrendite zählt am Ende.  Es erfolgt also keine „Risikoadjustierung“.
  • Was zählt für „Können“ ist, dass der Markt konsistent nach 3, 5 und 10 Jahren geschlagen wurde. Wer den Markt inkonsistent outperformt hat aus meiner Sicht eher Glück.
  • Außerdem wird nicht analysiert, wie stark der Markt von den Gewinnern outperformt wurde. Wer den Markt mit 1% schlägt gehört zu den Gewinnern – manche schaffen es mit über 1000%. Der Zeiteinsatz“ im Verhältnis zur „Überrendite“ ist also nicht ersichtlich.
  • Und zuletzt: Die Daten bilden nur eine Marktphase bzw. ein „Finanz-Regime“ ab (ab 2012, Niedrig-/Nullzinsen-Umgebung). Ob die Daten auch in der Vergangenheit, anderen Regimes bzw. in der Zukunft gleich/ähnlich bleiben, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Es ergibt sich aber sicherlich ein Bild, aus dem wir lernen können

Dann schauen wir uns mal die Ergebnisse an!

3a) Gewinner und Verlierer bei Wikifolio

Die folgenden Charts zeigen, wie viel Prozent der Privatanleger von Wikifolio nun gegen den breiten Markt gewonnen haben. Um eine grobe Abschätzung über größere Zeiträume als 10 Jahre zu treffen habe ich noch Trendlinien hinzugefügt.

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Anteil von Gewinnern und Verlierern bei Wikifolio: Wie viel % der Anleger konnte den Markt schlagen? (Messlatte 1 bis 4)

Die Zahlen zeigen, dass nach Kostenbetrachtung in einem Zeitraum von 10 Jahren lediglich 13-14% der Wikifolio-Anleger die zwei breiten Markt-ETFs geschlagen haben. Dabei konnten nur ca. 4% den Markt auch konsistent schlagen, die anderen 9-10% der Gewinner hinken dem Markt mal hinterher (nach 3 bzw. 5 Jahren) und mal liegen Sie wieder vor Ihm (nach 10 Jahren). Man kann also aus Messlatte 2 und 4 herauslesen, dass 2 von 3 Gewinnern, die den Markt schlagen, das nicht konsistent schaffen – sie zeigen mehr „Glück“ als „Können“!

Die Trendlinie deutet dabei auf einen immer weiter sinkenden Anteil der Gewinner „mit Glück“ bzw. „mit Können“ hin. Nach 20 Jahren sind es voraussichtlich nur noch  ca. 11% die den Markt schlagen, ca. 3% davon zeigen „Können“, 8% eher „Glück“. Allerdings handelt es sich dabei natürlich um eine Schätzung – ich werde die Daten vielleicht in 5 oder 10 Jahren nochmal auswerten.

Schaut man sich die Gewinner „mit Können“ genauer an, haben 7 Wikifolios von 162 den Markt geschlagen. 6 dieser 7 Gewinner haben den Markt outperformt mit dem Fokus auf Technologie-Aktien, IT-Hardware-Aktien und die USA. Eine konzentrierte „Wette“ auf diese 3 Kriterien hat demnach in den letzten 10 Jahren gereicht, um den Markt zu schlagen. Klingt einfach – allerdings waren wohl 155 von 162 der aktiven Anleger mit anderen oder weniger erfolgreichen „Wetten“ in den letzten 10 Jahren unterwegs und haben den Markt nicht konsistent geschlagen.

Übrigens: ein sehr ähnliches Bild ergibt sich auch bei den großen Fondsanlegern und Länderindizes, nicht nur bei den Privatanlegern & Profis von Wikifolio, siehe z.B. in den SPIVA-Studien. Kleinanleger sind in dieser Hinsicht – zumindest bei wikifolio – also auch nicht viel besser als Fondsmanager.

3b) Eine kleines Fallbeispiel: Wie wahrscheinlich schlägst du den Markt?

Um die trockenen Prozentzahlen etwas zu verdeutlichen habe ich die Kernaussagen der obigen Charts nochmal in eine kleine Story verpackt:

Nehmen wir mal an, ihr seid 20 Anleger in deinem Geschäft, deiner Familie oder deinem Studium. Ihr seid alle interessiert am Markt und seht euch teilweise als Aktienexperten – nur ETF-Emma ist nicht ganz so enthusiastisch. Sie findet das auf und ab an der Börse eher langweilig und zieht einfach nur Ihren ETF-Sparplan durch. Trotzdem macht ihr alle 20 eine Wette darauf, wer nach 10 Jahren als bestes mit seinem Depot dasteht. Der Sieger lädt alle auf ein paar Drinks ein.

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Ein Fallbeispiel zu den Wahrscheinlichkeiten: 20 Kollegen (inklusive dir) treten gegen den Markt bzw. eine ETF-Anlegerin an

Nach 10 Jahren kommt ihr alle zusammen. Und hier kommt direkt die traurige (wahrscheinliche) Wahrheit: Trotz aller Analysen, Strategien und vor allem Zeit, die investiert wurde, verlieren 16 deiner Kollegen/Verwandten/Kommilitonen – und wahrscheinlich auch du! – nach 10 Jahren gegen ETF-Emma. Die Wahrscheinlichkeit, dass du nun mit einer aktiven Strategie nach 10 Jahren schlechter abschneidest als ETF-Emma liegt bei über 86% (= „rotes Männchen“; Chancen ca. 17 zu 20)! Es gibt nur 3 „Sieger“ nach 10 Jahren, die unter Berücksichtigung der Kosten besser abgeschnitten haben mit Ihrer Strategie als ETF-Emma! Und das Erstaunliche: Zwei dieser drei Sieger (Alexandra und Stefan, „gelbe Männchen“) hatten einfach nur Glück mit Ihrer Strategie, denn Sie waren zwischenzeitlich nach 3 bzw. 5 Jahren schlechter als Emma’s ETF. Konsistent performen Sie also nicht gerade. Nur ein Kollege – Ray – hat mit seiner USA-Strategie nach Kosten auch über 3 und 5 Jahre besser abgeschnitten als der breite Markt und zeigt damit, dass er vermutlich nicht (nur) Glück hat (= „schwarzes Männchen“, Chancen von unter 1 zu 20 bzw. 4-5%)! Ein ziemlich ernüchterndes erstes Treffen – wenigstens musst du die Drinks nicht bezahlen.

Nach 20 Jahren trefft ihr euch erneut – und die Luft wurde nun noch etwas dünner. Stefan – einer der 3 Sieger-Kollegen – hat nach 20 Jahren das Glück verlassen! Er gehört nun zu den 88-90% aller Verlierer („rote Männchen“) . Alexandra hatte Glück und liegt noch vor dem breiten Markt bzw. Emmas ETF – Sie war aber nach 5 bzw. 15 Jahren gesehen schlechter als der Markt und liefert nicht konsistent ab („gelbes Männchen“). Ray ist dagegen weiterhin unverändert auf dem ersten Platz – und gehört damit statistisch gesehen schon zu den sehr wenigen konsistenten Anlegern („schwarzes Männchen“, geschätzt bei 3-4% bzw. 1 von 33 Anlegern). Damit gibt es nach 20 Jahren nur noch zwei Kollegen, die besser abschneiden als ETF-Emma. Emma ist damit auf Platz 3. Du bist zwar knapp hinter Ihr, aber nach Kostenberücksichtigung musst du dich ihr doch deutlich geschlagen geben.

Nach 30 Jahren nun die Offenbarung – ihr geht alle auf die Rente zu. Mittlerweile hat auch Alexandra das Glück verlassen, Sie gehört nun auch zu den Verlierern („rote Männchen“). Ray liegt zwar noch vor Emma, allerdings hat er die letzten 10 Jahre schlechter als der Markt performt. Er gehört nun auch zu den Anlegern, die den Markt über 30 Jahre „nur mit Glück“ outperformt haben („gelbes Männchen“, Chancen ca. 1,5 zu 20). Seine Überperformance ist nun kaum mehr der Rede Wert, da er seine Strategie auf China-Aktien umgeschwenkt hat. ETF-Emma selbst steht nach 30 Jahren auf dem zweiten Platz – mit einer ultrasimplen und günstigen Strategie! Natürlich gibt es weltweit noch viele andere Anleger, die Emma’s ETF konsistent und langfristig geschlagen haben („graue Anleger, 2-3% bzw. rund 1 zu 50). Aber in eurer Runde von 20 Anlegern war lediglich Ray unter den „glücklichen“ bzw. inkonsistenten Gewinnern.

Und wie sieht es bei dir aus? Du hast es leider nicht geschafft und gestehst dir ein, auch du konntest Emma über 30 Jahre hinweg nicht schlagen. Ganz schön deprimierend, das nun erst nach 30 Jahren zu sehen, trotz deiner ausgefeilten Strategie. So viel investierte Lebenszeit für keinerlei Überperformance… Nach 30 Jahren hoch und runter hast du ein wenig die Lust am Aktienmarkt verloren.

4) Fazit: Der Markt ist ein mächtiger Gegner

Viele Anleger  treten an mit der Erwartung, den Markt langfristig schlagen zu können. Aber Fakt ist: Es ist extrem schwierig, „konsistente Gewinnerstrategien“ zu finden – für Privatanleger als auch Klein-Fonds-Manager sowie auch institutionelle Anleger und Fonds. Egal wie gut du dich einschätzst, die Wahrscheinlichkeit mit deiner Auswahl zu scheitern ist nach 10 Jahren bereits sehr hoch. Nach 20 und 30 Jahren steigt die Wahrscheinlichkeit, mit deiner Strategie in diesem „Anleger-Roulette“ zu verlieren immer weiter an. Dieses „Anleger-Roulette“ ist ein hartes Business und die Bank der Markt ein mächtiger Gegner.

Deine Chancen, dass du selbst eine Strategie oder einen Klein-Fonds-Manager findest, womit du 10 Jahre lang konsistent – und damit nachweislich nicht nur aus „Glück“ – den weltweiten, breiten Markt schlagen wirst, ist nicht viel besser, als beim Roulette auf eine Zahl zu setzen und dann zu gewinnen (ca. 1,5 zu 37 bzw. ca. 4%). Viel wahrscheinlicher ist, dass du als Verlierer den „Spieltisch“ gegen den Gewinner – die Bank den breiten Markt – verlassen musst.

Die analysierten Wikifolio-Portfolios zeigen nämlich, dass du viel wahrscheinlicher mit deiner Strategie bereits nach 10 Jahren entweder a) verlierst und schlechter als der breite Markt abschneidest (32 zu 37 bzw. ca. 86-87%) oder b) einfach Glück mit deiner Überperformance hast (3,5 zu 37 bzw. ca. 8%). Sehr wahrscheinlich wird die Bank der Markt dich bei einem langen Anlagehorizont, also je länger du spielst, doch noch irgendwann einholen. Das verdeutlicht auch das folgende Bild zur Marktrendite und deiner Halteperiode nochmals:

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Das „Anleger-Roulette“: Gewinner und Verlierer im langfristigen Vergleich zur Marktrendite

Und: Selbst wenn du nach 20, 30 Jahren noch zu den „Gewinnern“ gehörst, heißt das ja nicht gleich, dass du die Bank den Markt auch mit Traumrenditen besiegt hast. Die Chancen stehen hier auch wieder hoch, dass du bei einem langen Anlagehorizont über Jahrzehnte hinweg vielleicht ganze Monate deiner Lebenszeit für ein paar mickrige Prozent Mehrrendite investierst. Aus meiner Sicht ein sehr schlechtes „Zeit-Rendite-Verhältnis“.

Ich persönlich will mit meiner Altersvorsorge und meinem Vermögen in diesem „Anleger-Roulette“ am Ende nicht als Verlierer dastehen. Deswegen nutze ich eine möglichst simple aber effektive ETF-Strategie. Gleichzeitig spart man mit dieser simplen Strategie viel Zeit, die du/ich in ein eigenes Business, die berufliche Karriere oder die nächste Gehaltserhöhung investieren kann. Das empfinde ich durchaus als sehr rationales Anlegen.

Oder um es auch mal positiv auszudrücken: Mit einem breitgestreuten 1-ETF-Portfolio gehörst du (im Vergleich zu allen Wikifolio-Anlegern, die sich ja alle viel mit Aktien und Märkten beschäftigen) voraussichtlich nach 10 Jahren zu den besten 15% aller Anleger. Nach 20 bis 30 Jahren gehörst du geschätzt sogar zu den besten 5-10% aller Anleger. Wenn du also nicht zwingend unter den Top-Gewinnern sein musst oder die höchsten Renditen anstrebst, ist der breite Markt bzw. ein breitgestreuter ETF für dich als Anleger sehr gut geeignet.

Spar dir also das Anleger-Roulette und deine Lebenszeit!

Und wenn du doch der Gewinner-Typ bist und gegen den Markt antreten willst: Sei dir bewusst, dass die Wahrscheinlichkeiten gegen dich sprechen, dein Gegner mit Millionen von Meinungen und Anlegern sehr mächtig ist und extrem viel Ausdauer hat. Denn um zum Abschluss beim Roulette-Beispiel zu bleiben:

Die Bank Der breite Markt gewinnt immer“.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Clemens

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